„Kino ist von allen Künsten die wichtigste“, sagte bereits vor einhundert Jahren der Begründer und Regierungschef der Sowjetunion Wladimir Lenin. Sein Mund sprach die Wahrheit.
Als die beiden Franzosen Fabien Nury und Thierry Robin ihre Komikbücher „Der Tod von Stalin“ und „Beerdigung“ 2010-2012 erstellt haben und sogar den Preis „Le Prix Historia“ dafür bekamen, blieb dieses Ereignis ohne Aufmerksamkeit. Erst nachdem die Produzenten des erfolgreichen Films „Ziemlich beste Freunde“ Yann Zenou und Laurent Zeitoun die Rechte für das Werk kauften und der britische Regisseur Armando Iannucci einen Film daraus machte, wurde dieses Thema zum Anlass zahlreicher Diskussionen. Die Besprechungen wurden besonders kontrovers, nachdem das Kulturministerium der Russischen Föderation den Verleih der britischen Komödie gestoppt hat.
Der Plot ist eigentlich harmlos: Ein Diktator und Herrscher stirbt nach einem Schlaganfall und wird pompös beerdigt. Die letzten Rituale laufen noch ab, da ringen die Mitglieder seiner Partei schon um die Macht. Harmlos wollte Iannucci in seinem Film – wie bisher in „Veep – Die Vizepräsidentin“ oder „Kabinett außer Kontrolle“ – einen anonymen Politiker darstellen und nicht den Generalsekretär Josef Stalin, der als Identifikationsfigur der Geschichte gilt. Sowohl er als auch sein Parteiapparat haben immer noch lebende Verwandte, Kinder und Großenkel, die der satirischen Darstellung ihrer Vorfahren nicht zugestimmt haben. So fand der Sohn von Nikita Chruschtschow, dass der Film der Vergangenheit sowie Gegenwart des heutigen Russlands spotte, aber vor allem der Gestalt seines Vaters.
Der Film wäre kommerzielle sicher nicht so erfolgreich, wenn Russland nicht diese ungewollte Werbekampagne fahren würde. In Großbritannien läuft „Der Tod von Stalin“ seit Oktober 2017 und hat bis jetzt nur knapp über zwei Millionen Dollar eingespielt. Dieses Jahr (zum 26. März 2018) kamen zusätzlich acht Millionen vom internationalen Verleih dazu. Iannucci besteht darauf, ausführliche Recherchen über Russland der 1940er und 1950er Jahre angestellt zu haben. Das könnte wohl kaum einem guten Historiker vor Ort gelingen! Unabhängig von der Politisierung und Diskussionen rund um den Film sowie den Aussagen der Filmemacher, wie „Es ist eine europäische Geschichte … nicht eine fremdartige Kultur“ oder „ein Film als Kommentar zur aktuellen Politik“, ist Ianuccis Satire auf eine Diktatur tatsächlich komisch und unterhaltsam, wenn auch seine Witze manchmal etwas primitiv sind. Steve Buscemi überzeugt als Nikita Chruschtschow mit seinem schauspielerischen Können. Der erste Auftritt von Jason Isaac als Feldmarschall Schukow wirkt fast ikonisch.
Weil die Story einem Komikbuch entnommen wurde, stellen diese Charaktere gewiss nicht die realen historischen Menschen dar, sondern deren Prototypen und diese wie es sich für einen grafischen Roman gehört, wurden gnadenlos und um der Lacher wegen ziemlich übertrieben.