„Cloud Atlas“ ist ein außergewöhnliches Projekt, deshalb soll es auch nicht starken Kritiken unterworfen werden. Die Geschichte umfasst 500 Jahre, die einst im ambitionierten Roman von David Mitchells „Der Wolkenaltas“ erzählt wurde und bis jetzt als unverfillmbar galt. Die unabhängige Produktion bekam eine beeindruckende finanzielle Unterstützung von 100 Millionen Dollar. Der Film wurde von einem Trio von bekannten Filmemachern – den Amerikanern Lana und Andy Wachowski sowie dem Deutschen Tom Tykwer – in den Babelsberg-Studios nahe Berlin produziert. Obwohl diese Verfilmung nicht immer einen harmonisch und homogen wirkt, ist den Filmemachern die epische Darstellung des Science-Fiction-Dramas – bestehend aus sechs unabhängigen, aber dennoch miteinander verbundenen Episoden – gelungen.
Der Amerikaner Adam Ewing trifft 1849 auf einer Pazifikinsel einen Arzt, der am Stand nach den Überresten einer Kannibalen-Mahlzeit gräbt. Während der Rückreise rettet Ewing einen Sklaven, leidet jedoch selbst unter einer unbekannten Krankheit. Es stellt sich heraus, dass die Krankheit die Folge eines Gifts ist, das der Arzt, der in der Tat ein Hochstapler ist, Ewing verabreicht hat.
Der junge Musiker Robert Frobischer arbeitet 1936 in einem belgischen Schloss für einen Komponisten namens Ayrs. Er beginnt eine Affäre mit dessen Frau. Kurz vor seinem Selbstmord hinterlässt er seinem Freund Rufus Sixsmith das „Wolkenatlas-Sextett“ und die fehlenden Seiten eines Tagesbuches, nämlich das von Ewing, das im Schloss gefunden wurde.
Etwa 30 Jahre später steckt Rufus Sixsmith zusammen mit einer Journalistin namens Luisa Rey in einem Fahrstuhl fest. Es entwickelt sich ein Gespräch über die Geschichte eines fehlerhaften Atommeilers. Bevor Sixsmith ermordet wird, schafft er es, die Hinweise auf den Meiler sowie die alten Briefe seines Freundes Frobischer zu verstecken. Nach einem langen Rennen um ihr Leben bekommt Luisa Rey diese Informationen und veröffentlicht ihre erste Reportage.
2012 wirft der Verleger Timothy Cavendish einen Kritiker vom Dach eines Hauses und landet im Gefängnis. Gegen Belohnung organisieren seine Brüder seine Flucht. Aber statt in einem Hotel landet er in einem Altenheim. Unterwegs liest er die Geschichte von Luisa Rey und als er nach London zurückkehrt, verlegt er das Buch über die Journalistin.
Fast ein Jahrhundert später wird der weibliche Klon Sonmi 451 des Verbrechens angeklagt, ein Mensch sein zu wollen. Allen Klonen wird versprochen, nach dem Beenden ihrer Dienste ins Elysium zu gehen. Tatsächlich aber werden sie ermordet. Als der alte Film über Erlebnisse von Cavendish gezeigt wird, schlägt die Regierung die Rebellen. Sonmi bleibt die Hoffnung, dass ihre Hilferufe gehört wurden.
2346, nach einer Apokalypse, trifft der Ziegenhirte Zachary eine Botschafterin des Volks der Prescients. Beide gehen zur einer Station, um Kontakt zu Außerirdischen aufzunehmen, die den Untergang überlebt haben. In der letzten Szene des Filmes sehen wir den alten Zachary, der gemeinsam mit seinen Enkeln auf einem Planet mit zwei Monden und einem Ausblick auf die Erde lebt.
Stars wie Tom Hanks, Hugh Grant und Halle Berry sind in den Episoden mehrfach besetzt. Die Filmemacher haben die einzelnen Geschichten unter sich aufgeteilt (Wachowski arbeiteten an „1849“, „2144“ und „2346“, Tykwer an „1936“, „1973“ und „2012“) und drehten den Film in zwei unabhängigen Crews. Dadurch entstanden stilistische Unterschiede und aufgrund der unterschiedlichen Handlungen auch ein bunter Mix aus Drama, Komödie, Thriller und Science-Fiction. Dennoch ist gerade die visuelle Gestaltung in diesem Werk am besten gelungen. Möglicherweise war die Filmcrew von diesem Projekt überfordert, hat aber Verdienste allein schon dadurch errungen, dass sie dieses Mammutwerk bis zum Schluss durchgezogen hat.
Im Kino: 14.11.2012
Cloud Atlas – USA 2012
Regie: Tom Tykwer, Andy und Lana Wachowski
Mit: Tom Hanks, Halle Berry, Jim Broadbent