Am Beispiel von „Love is all you need“ der dänischen Regisseurin Susanne Bier kann man sehr gut beobachten, wie die Kommerzialisierung der Künste immer mehr ins Licht rückt. Ursprünglich hieß der Film „Die kahle Friseurin“. Der Originaltitel hört sich witziger an und passt besser zum Inhalt. Der neue Titel „Love is all you need“ ist eine kommerzielle Anpassung auf amerikanische Art, obwohl die Produktion – mit der Teilnahme von Pierce Brosnan alias Ex-Geheimdienstagent James Bond – europäisch ist.
Die Filmemacherin hätte vielleicht einen Start im Sommer für ihren Film lieber gesehen, denn die Themen Meer, Strand und italienischer Süden passen besser zur warmen Jahreszeit. Jetzt, während es draußen schon weihnachtet, mutet die Geschichte, in der die Darsteller in lockeren Sommer-Outfits auf der Leinwand flanieren, etwas merkwürdig an. Aber auf den nächsten Sommer hätte der Film viel zu lange warten müssen und muss jetzt in der kalten Jahreszeit Sehnsucht nach Wärme, Sommer und Liebe wecken.
Die Friseurin Ida (Trine Dyrholm) kämpft mit Brustkrebs und scheint ihn endlich besiegt zu haben. Ihr Ehemann (Kim Bodnia) leistet ihr viel Beistand dabei, so ist zumindest ihre Überzeugung, bis sie ihn eines Tages ihn im Bett mit seiner jungen Buchhalterin Tilde (Christiane Schaumburg-Müller) erwischt – und das noch kurz vor der Abreise nach Italien, wo die Hochzeit ihrer gemeinsamen Tochter (Lina Kruse) stattfinden soll. Unterwegs zum Flughafen hat Ida einen Unfall und lernt auf diese Weise den Vater des Bräutigams, Philip, (Pierce Brosnan) kennen. Philip hat es auch nicht leicht. Nach dem Unfalltod seiner Frau hat er sich in seine Arbeit gestürzt und jegliches Interesse am Leben verloren. Der Aufenthalt an der wunderschönen Bucht von Sorrent bereitet den Hochzeitsgästen weitere Überraschungen und sorgt für viel Chaos. Idas Ehemann bringt seine neue Flamme mit nach Italien; die Schwägerin von Philip fühlt sich zum attraktiven Witwer hingezogen; er selbst interessiert sich für Ida. Zum Schluss gibt es auch noch Probleme mit der geplanten Hochzeit, denn die jungen Leute sind sich nicht mehr sicher, ob sie ausreichend Gefühle füreinander empfinden.
Natürlich ist es schwierig, auf dem Karriere-Gipfel neue Filme zu produzieren. Nachdem 2011 die Dänin Susanne Bier den Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film „In einer besseren Welt“ bekommen hatte, setzt man viel zu hohe Erwartungen in „das Werk danach“. Entgegen der Erwartung bietet sie dem Zuschauer nun leichte Kost – eine Liebeskomödie, die sie als Dogma-Spezialistin einige Mühe zu kosten scheint. Sie greift dabei zu bekannten Vorbildern, beispielsweise zu dem Film „Mamma Mia“, dem Musical mit Hits der Gruppe ABBA und dem gleichen Hauptdarsteller Pierce Brosnan. Bier selbst ist dieser Vergleich unangenehm, schließlich geht es in „Mamma Mia“ nur um eine Liebesgeschichte, während sich ihre Protagonisten mit ernsthaften Themen wie ihrer Krebserkrankung oder Ehebruch auseinandersetzten. Nichtdestotrotz besteht ihr Werk den Vergleich mit einem kleinen Unterschied: In „Mamma Mia“ wird viel gesungen, bei Bier getanzt. Ansonsten ist „Love is all you need“ eine „lockere Übung“ und eine gelungene Unterhaltung, die für gute Laune sorgt.
Im Kino: 22. November 2012
Love is all you need / Frankreich, Italien, Dänemark, Deutschland 2012
Regie: Susanne Bier
Mit: Trine Dyrholm, Pierce Brosnan
Länge: 116 Min.