Am 11. Februar 2015 hatten Berliner und Besucher der deutschen Hauptstadt das Privileg, als erste den langersehnten Film „50 Shades of Grey“ zu sehen. Die Premiere fand während der Internationalen Filmfestspiele statt.
Am roten Teppich flanierten die Regisseurin des Filmes, die Britin und vierfache Mutter Sam Taylor-Johnson in Begleitung mit der etwas unzufrieden wirkenden Buchautorin E.L. James. Auch die Hauptdarsteller der – heute kann man schon sagen – legendären Anastasia und Christian waren da: Dakota Johnson und Jamie Dornan.
Die Zuschauer, zumindest diejenigen, die Glück mit ihren Eintrittskarten hatten, mussten bereits am Vortag vor dem Zoo Palast campen. Besonders Mutige kamen mit Schlafsäcken und machten es sich für die Nacht vor dem Ticketcounter bequem. Die internationalen Journalisten hatten mehr Glück, wenn man so sagen kann. Sie campten nicht, standen aber stundenlang vor dem CineStar IMAXX am Potsdamer Platz Schlange, obwohl für sie ganze drei Pressevorführungen angeboten wurden. Alle drei waren allerdings überfüllt und am Einlass ging es nicht ohne Auseinandersetzungen ab. Gewonnen haben natürlich die Besten, also die kräftigsten Männer.
Nun gut, eigentlich wollte ich nicht die Premiere in Berlin besprechen, bei welcher ich glücklicherweise anwesend sein durfte, sondern diese Fragen stellen: „Was macht diese Produktion so reizvoll?“ und „Was denken die anderen darüber?“
Die Meinungen meiner Kollegen waren subjektiv und präzise, kurz: kritisch. Ein Österreicher von einem Filmmagazin fand den Film genauso belanglos wie das Buch. Er meinte, „das Geld wäre besser in Handschellen investiert“. Eine ZDF-Kollegin vertraute mir an, dass sie auch nach dem Ansehen des Films eigentlich die Hilfe einer Soziologin oder Psychologin gebraucht hätte, um das Phänomen dieses Buches sowie des Filmes zu begreifen. Mein homosexueller Freund aus Israel war zutiefst enttäuscht: „Im Film ist nicht einmal ein Schwanz zu sehen! Dabei habe ich bei der heutigen Vorführung von Peter Greenaways „Eisenstein in Guanajuato“ die aufregendsten Liebesszenen genossen.“
Es gab natürlich auch großzügigere Meinungen. Sie kamen meist von meinen südländischen Kollegen aus Italien, Argentinien oder Spanien. Sie bewunderten die schönen Aufnahmen und die geschickte Auflösung der Geschichte. Die Zuschauer – insbesondere diejenigen, die bei der Premiere ins Kino kamen – waren natürlich begeistert, insbesondere die weiblichen.
Auch ich habe den Film genossen. Viel mehr als das Buch. Vielleicht sah ja die Autorin E.L. James bei der Premiere deswegen so unzufrieden aus. Das Lob für die Filmproduktion gebührt schließlich nicht ihr.
Die Gründe meiner positiven Zustimmung sind leicht nachzuvollziehen. Ich bin ja auch eine Frau! Und sagen sie, meine lieben Damen, Sie hätten doch auch gerne einen „richtigen“ Mann an Ihrer Seite, nicht wahr? Einen richtigen Decision Maker, der gut aussieht, alles kann, alles packt, für die Frau kämpft, auf den man sich verlässt und – ein kleiner Nebeneffekt – der sich und der Freundin alles leisten kann? Ich schon, und es hat mit Emanzipation nicht zu tun. Oder besser gesagt, es ist die Emanzipation, einen Mann zu wählen, den mal will, den man verdient und der sich kümmert.
Deshalb war dieser Film für mich eine nette angenehme Unterhaltung mit tatsächlich bezaubernden Szenerien. Und es war vor allem eine Liebesgeschichte, also keine Hard Score-Porno-Sex-Story, die E.L. James so gut in ihrem ersten Buch verkaufte. Und mehr habe ich vom Film nicht erwartet.
Und Sie?