The Phoenician Scheme (2025)

Vom 13 bis 24 Mai richtet sich der Blick der Filmwelt nach Cannes, wo das 78 Filmfestival stattfindet. Bereits im Vorfeld betonte Festivaldirektor Thierry Frémaux, dass aus fast 3000 eingereichten Filmen nur jene ausgewählt wurden, die den aktuellen Zustand der Welt besonders eindrucksvoll widerspiegeln.

Eröffnet wird das Festival in diesem Jahr mit einer Premiere: Partir Un Jour, eine Komödie und das Regiedebüt der französischen Filmemacherin Amélie Bonnin. Ob der Film tatsächlich einen Bezug zur gegenwärtigen Weltlage herstellt, wird sich nach der Uraufführung zeigen.

Zu den mit Spannung erwarteten Beiträgen zählt Ari Asters Eddington, ein Neo-Western, der schwarzen Humor mit einer düsteren Geschichte verwebt. In den Hauptrollen treffen Emma Stone, Pedro Pascal und Joaquin Phoenix in einem abgelegenen Städtchen in New Mexico aufeinander.

Lynne Ramsay, bekannt durch We Need to Talk About Kevin, meldet sich mit Die, My Love zurück – einer psychologischen schwarzen Komödie mit Jennifer Lawrence und Robert Pattinson in den Hauptrollen. In der französischen Provinz angesiedelt, erzählt der Film von den dunklen Facetten postnataler Depression.

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Lynne Ramsay DIE, MY LOVE Photo: Cannes Film Festival

Julia Ducournau, die mit Titane bereits die Goldene Palme gewann, lotet in ihrem neuen Film Alpha erneut die Grenzen von Körperlichkeit und Angst aus. Die Geschichte spielt in einer von der AIDS-Epidemie gezeichneten Metropole der 1980er Jahre, in der ein kleines Mädchen mit der Sterblichkeit ihrer Eltern konfrontiert wird.

Auch die belgischen Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne widmen sich in Jeunes Méres ernsten Themen – ihr Film erzählt von jungen Frauen, die mit sozialen Traumata ringen.

Wes Anderson, bekannt für seinen präzisen Stil und seine Ensemblebesetzungen, bringt mit The Phoenician Scheme eine Spionagegeschichte auf die Leinwand, in der Benicio del Toro, Scarlett Johansson, Michael Cera und Benedict Cumberbatch mitspielen. Verrat, Existenzkrisen und absurde Wendungen machen den Film zu einem typischen Anderson-Werk.

The Phoenician Scheme (2025)
Wes Anderson THE PHOENICIAN SCHEME, Photo:
TPS Productions/Focus Features

Für Aufsehen sorgt auch Un Simple Accident von Jafar Panahi. Der iranische Regisseur bleibt eine rätselhafte Figur – sein Film, entstanden nach einer erneuten Haftstrafe, ist von Geheimnissen umgeben. Panahi hatte zuvor einen Hungerstreik angekündigt und wurde kurz darauf freigelassen.

Richard Linklater wiederum wagt sich mit Nouvelle Vague an einen Schwarz-Weiß-Film über die Entstehung von Jean-Luc Godards À bout de souffle – eine Hommage an das französische Kino der 1960er-Jahre.

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Richard Linklater NOUVELLE VAGUE, Photo: Cannes Film Festival

Ein weiteres Highlight kommt aus Brasilien: Kleber Mendonça Filho bringt mit The Secret Agent einen spannungsgeladenen Thriller über die letzten Jahre der Militärdiktatur ins Rennen. Ein Lehrer, der versucht, seiner Vergangenheit zu entkommen, findet selbst in einer neuen Stadt keinen Frieden.

Joachim Trier zeigt mit Sentimental Value eine Familiengeschichte, die sich über mehrere Generationen hinweg in einem Haus in Oslo entfaltet. Renate Reinsve, Stellan Skarsgård und Elle Fanning bilden das zentrale Ensemble.

Madame Photos De Plateau Manuelmoutier
Isabelle Huppert in LA FEMME LA PLUS RICHE DU MONDE
Photo: Cannes Film Festival

Tia Hayakawa schließlich erzählt in Renoir die Coming-of-Age-Geschichte der elfjährigen Fuki, die inmitten der Wirtschaftskrise der 1980er Jahre in Japan ihren Platz in der Welt sucht. Hayakawas Spielfilmdebüt Plan 75 wurde 2022 in Cannes mit einer besonderen Erwähnung ausgezeichnet.

Außerhalb des Hauptwettbewerbs zeigt Kirill Serebrennikov Das Verschwinden von Josef Mengele in der renommierten, aber nicht preisgekrönten Sektion „Cannes Premières“. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Olivier Guez, August Diehl übernimmt die Rolle des berüchtigten NS-Arztes. Serebrennikov war bereits in früheren Jahren mit mehreren Werken im Wettbewerb vertreten.

Ebenfalls in dieser Sektion: Fatih Akin mit seinem neuen Drama Amrum, Sebastián Lelio aus Chile mit dem dystopischen The Wave und der haitianische Regisseur Raoul Peck, der mit Orwell eine filmische Biografie über den Schriftsteller präsentiert.

In der Sektion „Un Certain Regard“ fällt in diesem Jahr besonders die Vielzahl an Regiedebüts von Schauspielerinnen und Schauspielern auf. Harris Dickinson, der mit Babygirl an der Seite von Nicole Kidman international bekannt wurde, stellt mit Urchin sein erstes Werk als Regisseur vor. Ebenfalls vertreten sind Scarlett Johansson mit The Great Eleanor sowie Kristen Stewart, deren Regiedebüt The Chronology of Water Imogen Poots und James Belushi in den Hauptrollen zeigt.

Die Reihe der Midnight Screenings wurde durch Ethan Coene Honey, Don´t! ergänzt – eine wilde Genre-Mixtur mit Margaret Qualley, Chris Evans and Audrey Plaza in den Hauptrollen.

Mission: Impossible The Final Reckoning
Tom Cruise Las Ethan Hunt in MISSION IMPOSSIBLE – The Final Reckoning, Photo: Paramount Pictures/Skydance.

Außer Konkurrenz empfängt Cannes in diesem Jahr erneut eine Hollywood-Legende: Mission: Impossible – Dead Reckoning feiert als Gala-Premiere seine Frankreich-Premiere – mit Tom Cruise in der Hauptrolle. Drei Jahre nach seinem Triumph mit Top Gun: Maverick kehrt Cruise damit an die Croisette zurück – hoffentlich seine letzte Mission.

Die Goldene Palme für das Lebenswerk geht in diesem Jahr an Robert De Niro. Bereits 1973 war er in Cannes zu sehen, als Martin Scorseses Mean Streets dort Premiere feierte. Eine besondere Hommage ist zudem dem 90-jährigen französischen Schauspieler Pierre Richard gewidmet – einer Ikone des französischen Kinos.

Den Vorsitz der internationalen Jury übernimmt Juliette Binoche. Mit ihrer langjährigen Erfahrung und ihrem scharfsinnigen Blick wird Juliette Binoche die diesjährige Auswahl der Preisträgerinnen und Preisträger maßgeblich prägen.

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