Beide sind jung, ehrgeizig und talentiert. Sie lebt in einer schummrigen Wohnung im Westjordanland an der Grenze zu Israel, wo täglich Gasangriffe stattfinden. Er bewohnt eine schicke Wohnung in Tel Aviv, gleich um die Ecke der Kulturhalle. In nur wenigen Tagen erleben die beiden das ganze Spektrum eines menschlichen Dramas: Sie lernen sich kennen, nachdem sie beide vom bekannten Dirigenten Eduard Sporck bei einem Vorspiel für das Sinfonieorchester aufgenommen wurden, hassen sich, mögen sich und sind Konkurrenten.

Der Film dreht sich aber nicht ausschließlich um die Palästinenserin Layla und den Israeli Ron, obwohl sie als Hauptdarsteller ja im Rampenlicht stehen. Inspiriert von Daniel Barenboim und seiner Idee des West-Eastern Orchestra steht ein ähnliches Projekt im Mittelpunkt der Handlung. Maestro Sporck wird beauftragt ein Orchester aus jungen Palästinensern und Israelis zusammenzustellen, das bei den Friedensverhandlungen zwischen Diplomaten aus Israel und Palästina mit einem klassischen Musikprogram auftritt. 

Crescendo #makemusicnotwar © Filmfest München 2019

Die Aufgabe von Sporck ist nicht so leicht, wie sich das vielleicht zuerst anhört. Der seit langer Zeit  bestehende Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern erschwert ebenfalls den Umgang der jungen Musiker miteinander. Diese sind durch Vorurteile und Hass geprägt. Deshalb hält der deutsche Dirigent seine Proben auf eine Art und Weise ab, die fast an Therapiestunden erinnert. Nur erkennt man bald, dass auch Sporck selbst aufgrund seiner Vergangenheit professionelle Hilfe dringend benötigt. Manchmal gleitet der Film ins Moralische ab, vor allem bei Ratschlägen, wie man mit Fremdenhass umgehen soll.

Crescendo #makemusicnotwar © Filmfest München 2019

Da die Handlung durch viele Konflikte geprägt ist, kommt der Film nicht ganz ohne Opfer aus. Manche Szenen scheinen jedenfalls besser für eine Krimiserie geeignet. Die gesamte Botschaft des Films bliebt jedoch stark: Egal wie groß die Unstimmigkeiten sein mögen, es gibt es immer einen Weg, aufeinander zuzugehen, man muss sich nur dazu entschließen. Und Daniel Donskoy als Ron und Sabrina Amali als Layla haben ausgezeichnet gespielt. 

„Crescendo #makemusicnotwar“, eine Produktion von CCC Filmkunst, ein Herzensprojekt der Geschäftsführerin Alice Brauner, feierte die Weltpremiere am 4. Juli auf dem Filmfest München. Weiter soll der Film das Jüdische Filmfestival Berlin & Brandenburg (JFBB) im September eröffnen. 

Auch eine andere Produktion, „Tel Aviv on Fire“ zeigt einen „kulturellen“ Umgang mit dem Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern. Ein glückloser Requisiten-Assistent namens Salam, der auch  als Sprachcoach am Filmset jobbt, wird von seinem Onkel-Produzent befördert. Nun soll er Dialoge für seine berühmte Serie „Tel Aviv on Fire“ schreiben. Darin geht es um eine palästinensische Spionin, die einen General der israelischen Armee ausschalten muss. Die TV-Serie ist ein großer Erfolg. Auf beiden Seiten der israelisch-palästinensischen Grenze wird sie vor allem von Frauen geschätzt, die auf etwas Romantik zwischen der palästinischen Spionin und dem israelischen General hoffen, auch wenn dies unmöglich scheint.  

Tel Aviv on Fire © Filmfest München 2019

Das Problem ist nur, dass der gerade frisch ernannte Schriftsteller, eben der erwähnte Salam, an einer Schreibblockade leidet. Ein Zufall kommt ihm zu Hilfe: Bei einer  seiner täglichen Grenzfahrten stößt er an einem Checkpoint auf einen Kommandeur der israelischen Armee, Assi. Seine Frau ist ebenfalls ein Fan von „Tel Aviv on Fire“. Assi sieht darin eine Chance, der Filmwelt sowie seiner Frau näher zu kommen. Er wird zum Ghostwriter und erweist sich sogar als besserer Geschichtenerzähler. Doch Assi hat auch eine Bedingung: Der israelische General, quasi sein Prototyp, soll nun in einem besseren Licht erscheinen. Für Salam beginnt eine schwere Phase: Einerseits wird er mit dem Serienstoff beliefert, anderseits muss er die Produktion vor den zionistischen Handlungsvorschlägen des Kommandeurs retten. 

Tel Aviv on Fire © Filmfest München 2019

Es ist lustig zu sehen, wie sich beide Kriegführende vor dem Fernseher wieder versöhnen. Aber es ist auch ein trauriger Anblick, weil sich ja beide Parteien aufgrund des andauernden Konfliktes längst in einem fatalistischen Zustand der Hoffnungslosigkeit und Passivität befinden. Zum Glück fehlen dem Film fatale Töne. Problemen wird mit Humor begegnet und auch wenn ein Happy End für beide Konfliktsteilnehmer unmöglich scheint, gibt es im Fernsehen eine zweite Staffel von „Tel Aviv On Fire“. Und das gibt die Hoffnung.  

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