Ein Höhepunkt der Jahresberichtsversammlung der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen wurde die Ankündigung der Ausstellungsvorschau für die nächsten drei Jahre. Trotz der finanziellen Engpässe konnten die Kuratoren der Münchner Museen ein beeindruckendes Programm zusammenstellen.

Die Liebhaber der zeitgenössischen Kunst dürfen sich auf die zwei großen Ausstellungen im Museum Brandhorst freuen: „Kerstin Brätsch Innovation“ (25. Mai bis 17. September 2017) und „Set Price – Social Synthetic“ (21. Oktober 2017 bis März 2018). Bei der Show von Kerstin Brätsch, eine in New York lebende Malerin, handelt es sich um ihr Werk der vergangenen zehn Jahre, hauptsächlich ihren malerischen Arbeiten in traditionellen Techniken wie Öl auf Papier, aber auch mit einigen innovativen Variationen wie die Farbe auf einer Polyesterfolie, einem Glas oder dem Marmor. Der klassische Begriff der Malerei wird von Brätsch auf Veränderungen von Themen, Genres oder Techniken (beispielsweise digitalen Technologien) überprüft. Mit über 100 Werken gibt die erste museale Einzelausstellung der Künstlerin einen retrospektiven Überblick ihres Schaffens.

Seth Price, Noodles, 2011 @Seth Price

Die mehr als 150 Werke umfassende Ausstellung von dem in Jerusalem geborenen und in New York lebenden US-Künstler Seth Price, zeigt Skulpturen, Filme, Fotografien, Zeichnungen, Malerei, Video, Kleider, Textilien, Web-Design, Musik und Dichtung. Bei Skulpturen hat Price mit Vakuumtiefziehen ein relativ günstiges Verfahren zur industriellen Fertigung kleiner Serien gefunden. Eine dünne Kunststofftafel wird über eine Form gezogen, die als Abdruck erhalten bleibt. In der Verpackungsindustrie wird dieses Verfahren zum Herstellen von Schalungen verwendet. Ein Ex-Filmemacher nun Vollzeitkünstler zeigt Price ein besonderes Interesse für Bereiche, die außerhalb des Terrains der bildenden Kunst liegen, wie beispielsweise Musik oder Mode, was nicht ungewöhnlich ist, denn diese Gattungen waren auch in Werken von anderen Künstlern vereint gewesen. Doch seine Beobachtungen in diesen Kreuzthemen sind der visuellen Kultur der digitalen Medien gewidmet, einem im Trend liegenden Thema, das allerdings anhand der ausgewählten Werke von Price etwa 20 Jahre in der Vergangenheit zurückliegen dürften. Die Ausstellung kommt nach München aus dem Stedelijk Museum in Amsterdam, wo sie bereits ab dem 15. April bis Anfang September laufen wird.

Sigmar Polke, Providentia, 1986, Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne München @The Estate of Sigmar Polke

In der Pinakothek der Moderne werden ab Juni 2017 die Werke von Fabienne Verdier und Sigmar Polke ausgestellt. Zwei Generationen trennen Verdier und Polke voneinander, ihrem Oeuvre fehlt jedoch ähnlich nicht an Formatpluralismus oder Thematik. Das Spektrum reicht von narrativer und symbolischer Figürlichkeit bis zur Abstraktion. Der Zuschauer darf sich auf das bekannte Werk des vor sieben Jahren verstorbenen Polkes „Dürer Schleifen“, entstanden 1986 für den Deutschen Pavillon der Biennale in Venedig, freuen. Während von Fabienne Verdier ein Zyklus namens „Mélodie du réel“ aus dem Jahr 2014 für die „Königsklasse II“ in Schloss Herrenchiemsee gezeigt wird.

Nobuyoshi Araki, Tokyo 1969 / 1973 @Nobuyoshi Araki

Die gleiche Sammlung – Pinakothek der Moderne – ehrt die zeitgenössische Fotografie. Am 27. Oktober 2017 (bis 4. März 2018) wird hier die Ausstellung von Nobuyoshi Araki eröffnet. Der in 1940 geborene Japaner ist ja bereits ein Klassiker. Seine Serie „Tokyo“ (1969 – 1973), welche den Kern der Show ausmacht, zeigt Masters langjährige Auseinandersetzung mit dem Leben in der dynamischen Metropole Japans, einen Stadtraum, wo Gegensätze wie anonym und vertraut, bekleidet und nackt, Innen- und Außenwelt fungieren als subtile Verweise auf die Trennung zwischen öffentlicher und privater Lebenswelt, zwischen Fantasie und Wirklichkeit. Die Tokyo-Serie wird durch andere Fotoserien und Künstlerbücher aus den 1960-er- und 1970-er-Jahren ergänzt.

Paul Klee, Der Vollmond, 1919 @Bayerische Staatsgemäldesammlungen

Zurück zu klassischer Moderne geht es mit der Ausstellung „Paul Klee. Konstruktionen des Geheimnisses“ in der Pinakothek der Moderne (1. März bis 10. Juni 2018). Sie wird den Münchner Klee-Bestand zusammen mit ca. 100 Leihgaben aus bedeutenden Klee-Sammlungen in Europa und Übersee präsentieren. Im Mittelpunkt stehen die 1920-er-Jahre, in denen sich Klee mit den neuen Herausforderungen der Menschen in einer technisierten Moderne und den Konsequenzen für das Schaffen des Künstlers auseinandersetzt. Als Mitglied des Bauhauses stellt er die Dominanz des Rationalismus in Frage und sucht nach einer Balance von Verstand und Gefühl.

Anthonis van Dyck, Selbstbildnis, um 1620/21-1627 @Bayerische Staatsgemäldesammlungen

Während die Neue Pinakothek ihre Schließung im Jahre 2018 vorbereitet und noch eine letzte Ausstellung – die jüngste Schenkung der Werke des Landschaftsmalers Johann Christian Ziegler aus dem frühen 19. Jahrhundert zeigt, öffnet die Alte Pinakothek im gleichen Jahr wieder ihre Türen. Zuerst mit der Show von Florentinischen Malern („Florenz und seine Maler: Von Giotto bis Leonardo Da Vinci, 18. Oktober 2018 bis 27. Januar 2019), danach mit einer anderen von Caravaggio und seinem Einfluss in Europa („Utrecht, Caravaggio und Europa. 1600-1630“, 16. April bis 21. Juli 2019). Zum eigentlichen Highlight sollte die Ausstellung „Anthonis Van Dyck (1599-1641)“ in den Räumen der Alten Pinakothek werden. In Verbindung mit Leihgaben aus internationalen Museen zeichnet die Ausstellung ein vielschichtiges Bild Van Dycks, der bereits in seinen jungen Jahren in Auseinandersetzung mit der Künstlerpersönlichkeit wie Peter Paul Rubes seinen eigenen Weg fand. Es ist noch zu früh über den Inhalt der Ausstellung zu sprechen, da das Event erst in vier Jahren stattfindet. Dennoch wird das unterhaltsame Programm der Münchner Museen mit Sicherheit diese Jahre unseres Lebens mit einen hochwertigen kulturellen Beitrag begleiten.

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