Der Director’s Cut des neuen Films von Lars von Trier Nymphomaniac wurde auf der 64. Berlinale vorgestellt. Der erste Teil von Nymphomaniac (Nymphomaniac 1) läuft bereits seit dem 20.02 im Kino.

Im Mai 2011 erklärt das Cannes Film Festival den Regisseuren Lars von Trier zur „persona non grata“, weil der Däne bei der Pressekonferenz zu seinem Film „Melancholia“ sagte, er sei ein Nazi und verstehe Hitler. Er schaffte es gerade noch, über seine zukünftigen Pläne zu sprechen: Sein nächstes Projekt würde ein Pornofilm sein. Zwei langen Jahre hat das Publikum nichts von ihm gehört. Auch der Däne selbst schwor, nie wieder vor die Öffentlichkeit zu treten.

Mitte 2013 breiteten sich aber dann Gerüchte aus, sein neues Werk sei fertig. Im ersten Filmposter konnte man das Team von „Nymphomaniac“ – so der Titel des Films – am Set sehen. Paare stehen in provokanten Posen, mit Trier, in die Ecke gedreht, mit Band um den Mund und Kamera in der Hand.

Im Januar 2014 kündigte der Leiter der Berlinale, Dieter Kosslick, an, den Director‘s Cut des ersten Teils des neuen Werks von Trier auf dem Filmfestival zu zeigen. „Nicht ohne aufwändige Vorarbeit“, seufzte er. „Der zweite Teil wird in Cannes gezeigt, vielleicht“, deutete Louise Vesth, die Produzentin von Trier / Zentropa während der Pressekonferenz auf dem Filmfest in Berlin an. Der Regisseur kam nur zum Photocall ins Berliner Hotel Hayatt, um sich vor den Fotografen zu präsentieren, die keine Fragen stellen, und vor allem, um für sein neues Werk zu werben. Auf seinem schwarzen T-Shirt à la Firmenware aus Cannes stand „Official Selection“, die Abbildung der Palme D’Or und die Worte „Persona non Grata“ (anstelle des üblichen „Cannes Film Festival“).

Der Darsteller Shia LaBeouf – der für die Teilnahme am Projekt ein Video schickte, in dem er Liebe mit seiner Freundin machte – hat es immerhin zur Pressekonferenz geschafft. Allerdings antwortete er nach der ersten Frage („Wie schwierig war es, die Sexszenen zu drehen?“) nur: „Wenn die Möwen dem Fischkutter folgen, dann tun sie das, weil sie darauf hoffen, dass Sardinen ins Wasser geworfen werden. Vielen Dank!“ und verließ seine still gewordene Filmcrew – Stacy Martin, Uma Thurman, Christian Slater und Stellan Skarsgard. Die Journalisten haben ihm sein arrogantes Benehmen nicht verziehen. Das wusste er selbst und kam deshalb zur Abendpremiere mit einer Papiertüte auf dem Kopf gewickelt, auf der stand „Ich bin nicht mehr populär“.

Trotz der bunten Werbung, die das nötigste Ziel erreichte, Triers Werk als Film des Jahres zu bezeichnen, ist der neue Film des dänischen Regisseuren – eine intelligente und durchaus sehenswerte Arbeit, in der jeder Zuschauer sein Vergnügen findet: Action, ausreichend Sex, intellektuelle Gespräche und Theorien.

Im ersten Teil geht es darum, wie die sexsüchtige und nun geschlagene Joe in einem einsamen Hof des Junggesellen Seligman aufgefunden wird und ihm den Anfang ihrer Geschichte – ihre Jugendjahre – anvertraut, darunter auch Erinnerungen an ihren geliebten Vater, der Mediziner war und seinen Tod, über ihre Entjungferung, ihre erste Liebe, sofern sie überhaupt eine hatte. Unter anderen sehen wir Uma Thurman, die eine betrogene Frau und Mutter dreier Söhne meisterhaft emotional spielt.

Der Film startet und endet mit einem lauten Soundtrack. Die Sexszenen sind in der Tat zahlreich, was manchen Journalisten während der Berlinale zu Äußerungen bewegte, man solle statt der zahlreichen Imbissbuden rund um den Berlinale-Palast liebe Sexkabinen aufbauen. Auf den zweiten Teil bleiben wir auf jeden Fall gespannt.

Kinostart des 1. Teils 20.02.2014
Kinostart des 2. Teils 03.04.2014

Regie: Lars von Trier
Mit Charlotte Gainsbourg, Stellan Skarsgård, Stacy Martin, Shia LaBeouf, Christian Slater,Uma Thurman
Dauer: 118 Min.

×