21 Jahre lang sorgte das Musical „Die Elenden“ (nach dem Roman „Les Misérables“ von Victor Hugo) für Begeisterung bei Kunst- und Musikliebhabern in der ganzen Welt. In diesen zwei Dekaden bereiste das Theaterstück mindestens 38 Länder. Heute gehört es zu den meist- und am längsten gespielten Inszenierungen in der Weltgeschichte des Theaters. Nun ist es soweit, dass auch dieser Stoff verfilmt wurde.
Die Rechte an der Musical-Version wurden allerdings bereits vor 25 Jahren erworben. Doch damals wagte noch kein Filmemacher sich an den Stoff heran. Der Oscar-Preisträger Tom Hooper („King’s Speech“) entschloss sich vor zwei Jahren, das Projekt zu übernehmen. Seine Idee war es, professionelle Schauspieler einzuladen und sie live singen lassen. Die dreistündige Version des Film-Musicals – fast unverändert in Inhalt und Länge der Bühnenversion – kommt nun auch ins deutsche Kino und kann, wenn nicht schon Film-, dann sicher Theater-Liebhaber begeistern.
Toulon, 1815
Der Sträfling Jean Valjean (Hugh Jackman) wird nach 19 Jahren Zwangsarbeit wegen eines gestohlenen Stück Brots entlassen. Er ist verbittert und traut keinem Menschen bis er den Bischof von Digne trifft, der ihn als einziger freundlich begegnet. Valjean zahlt ihm dies mit der Gemeinheit zurück, ihn zu beklauen. Der Bischof jedoch bleibt seiner sich und seiner Menschenliebe treu und berichtet dem lokalen Inspektor Javert (Russell Crowe), der Valjean mit dem Diebesgut ertappt, diesem sein Silber-Geschirr geschenkt zu haben. Die Großzügigkeit des Bischofs bewegt Valjean zutiefst. Er beschließt, ein neues Leben als anständiger Bürger anzufangen, was allerdings den Inspektor Javert nicht überzeugt. Er schwört, den Ex-Häftling zu verfolgen – auch wenn es sein Leben lang dauern sollte – und beim ersten Verstoß einzusperren.
1823: Valjean baut sich eine neue Existenz unter dem Namen Monsieur Madeleine auf und wird zum angesehenen Fabrikbesitzer und Bürgermeister des Ortes. In seiner Fabrik findet eine junge Frau namens Fantine (Anne Hathaway) Unterschlupf, die ein uneheliches Kind – eine Tochter namens Cosette – zur Welt bringt. Nachdem ihr Geheimnis bekannt wird, wirft sie Eigentümer raus und zwingt sie somit zur einzig in dieser Zeit verbleibenden Beschäftigung für eine Frau – Prostitution. Fantine muss sich um ihre Tochter kümmern, und als die Kleine krankt wird, opfert sie nicht nur ihren Körper, sondern auch ihre Zähne und Haare.
Kurz vor ihrem Tod trifft sie noch einmal ihren ehemaligen Chef, Valjean, erzählt ihm ihre Geschichte und lässt ihn an ihrem Totenbett versprechen, sich um Cosette zu kümmern. Valjean – der inzwischen von Javert entdeckt wurde – flieht mit Cosette (Amanda Seyfried) nach Paris. In der Hauptstadt herrscht Revolutionsstimmung. Einer der Aufständigen ist Marius (Eddie Redmayne), der Cosette in einer Menschenmenge erblickt uns sich auf den ersten Blick verliebt. Auf das Paar wartet eine bessere Zukunft, doch der Weg bis dahin ist noch steinig und lang…
Den Stoff eines Romans und eines Musical-Klassikers im Film wiederzugeben ist keine leichte Aufgabe, deshalb sollte man den narrativen Lauf der Geschichte und seine lineare Bildung nicht zu streng bewerten, denn in der Tat kann man nicht alle Ereignisse auf dem Screen nachvollziehen, wenn man das Buch nicht kennt. Was unübertrefflich bleibt ist die Ausstattung und Kostüme sowie der Live-Gesang mancher Schauspieler, die zu Recht mit einigen Oscars belohnt wurden.
Les Misérables
Im Kino: 18. Februar 2013
UK 2012
Regie: Tom Hooper
Mit: Hugh Jackman, Russell Crowe, Anne Hathaway, Amanda Seyfried, Eddie Redmayne
Länge: 157 Min.