Zum zweiten Mal kämpft Vin Diesel als Extremsportler und Agent gegen Terroristen und das einzige, was hier wieder zählt ist „Action X-treme“.

Ich saß in einem weichen roten Sessel einer Pressevorführung von „xXx: Die Rückkehr des Xander Cage“ und drückte mich bei besonders extremen Stunts in die weiche Tiefe des Sessels. Der Film war spannend, ja, aber trotzdem fragte ich mich, was mir dieser Film vermitteln solle. Soll das Werk etwa unsere männliche Bevölkerung, die ohnehin mit modernen Frauen manchmal etwas überfordert wirkt, vermitteln, dass große Muskeln, coole Moves und ein häufiger Wechsel der Sexpartnerinnen Frauenherzen erobern können? Dann fragte ich mich,was passiert, wenn mein eigener Sohn vielleicht in einem schwachen Moment die die Haltung von Xander Cage bewundert und gar übernimmt? Was wird er im wahren Leben damit erreichen?

Im Film-Teaser von Paramount heißt es: „Hinter jedem xXx-tremen Mann steht bekanntlich eine starke Frau“. Während der Vorführung fährt die Kamera den „starken“ Körper von Serena Unger entlang, die von der Bollywood-Diva Deepika Padukone gespielt wird. Zuerst zeigt sie ihre langen Beine, danach bewegt sich langsam genüsslich zum oberen Teil ihres Körpers und irgendwann zum Schluss sehen wir schließlich das Gesicht der Darstellerin. Auch diese Botschaft konnte ich nicht anders interpretieren, als dass wir, liebe Damen, wieder dort angekommen sind, wo wir schon vor 60-70 Jahren waren. Wir stehen wieder „hinter einem Mann“ und messen unseren Erfolg zuerst durch einen schönen Körper.

Vin Diesel as Xander Cage and Deepika Padukone as Serena Unger in xXx: RETURN OF XANDER CAGE by Paramount Pictures and Revolution Studios

Die Handlung von „xXx: Die Rückkehr des Xander Cage“ wird keinem den Kopf zerbrechen. Der Extremsportler und Geheimagent Xander Cage (ein muskulöser und reichlich mit Faked Tattoos geschmückter Vin Diesel) kehrt lebendig zurück, um seine nächste Super-Mission zu erfüllen. Er soll eine Waffe namens Pandora Box – ein extrem gefährliches Spielzeug, das alle militärischen Satelliten kontrolliert – finden und vernichten. Für seine „Reise“ rekrutiert er einer Gruppe durchgeknallter und in einer Gang organisierten talentierte Jungs (und ein Mädchen), alle genauso cool wie er selbst. Das Team soll nicht nur gegen eine andere bewaffnete Gruppe unter dem Anführer Xiang (Donnie Yen) kämpfen, sondern zum Schluss auch gegen die Regierung.

Der Film ist insbesondere in Indien erfolgreich gestartet, wo man natürlich ins Kino geht, um Deepika Padukone zu bewundern. In den westlichen Medien kennt man sie wohl kaum. Deshalb beschränkt man ihre Filmografie entweder auf ihre erste Arbeit „Om Shanti om“ oder auf den zweitrangigen Film „Happy New Year“ (beide mit SRK), während solche Produktionen wie „Chennai Express“, „Cocktail“, „Bajirao Mastani“ oder „Tamasha“, die ihr den wahren Erfolg in Bollywood brachten, außer Acht bleiben.

Nach der Premiere habe ich eine kleine Umfrage gestartet und meine internationalen Bekannten mit der Frage konfrontiert, warum sie diesen Film anschauen würden. Die Freunde aus Indien wollten hauptsächlich „wegen Deepika“ ins Kino. Chinesen waren auf Donnie Yen gespannt. Und so ist schon fast ein Drittel der Welt strategisch abgesichert. In meinem westlichen Umkreis sprach man über die zahlreichen coolen Gags und die begleitende Musik, als ob wir im eigenen Leben so gelangweilt sind, dass wir sinnlose Action-Szenen für zwei Stunden genießen? Vielleicht sollen wir von Xander Cage lernen, die Gesetze zu brechen?

Kris Wu as Nicks, Ruby Rose as Adele Yusef, Rory McCann as Tennyson, and Vin Diesel as Xander Cage in xXx: RETURN OF XANDER CAGE by Paramount Pictures and Revolution Studios

Nach der Vorführung habe auch ich das Kino gut gelaunt verlassen. Dynamische Musik hallte noch lange in meinen Ohren nach. Doch dann kam mir wieder die Frage in den Sinn, ob ich diese zwei Stunden eines (noch) nicht ewigen Lebens nicht hätte sinnvoller verbringen können. Zum Schluss konnte ich den Film doch noch rechtfertigen: „Ich musste diese zwei Stunden verschwenden, damit ich meinem Sohn erklären kann, warum er nicht solche Helden wie Xander Cage bewundern soll oder besser zwei Stunden seines Lebens nicht verliert.“

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