Lange bevor Künstliche Intelligenz (KI) im täglichen Leben eine Rolle spielte, beschäftigten sich Drehbuchschreiber und Regisseure mit diesem Thema. Einer der ersten Filme, der noch vor der Erfindung des Computers gedreht wurde, ist der Filmklassiker „Metropolis“ von Fritz Lang aus dem Jahr 1927. Lang kultivierte in seinen ersten Filmen die Idee, dass der Mensch mehr als eine hilflose Marionette in den Händen des Schicksals ist. Dennoch gerät die von ihm gezeigte Maschine außer Kontrolle. Deswegen muss sie zerstört werden. Selbst wenn der Zuschauer sieht, wie die Metallrahmen des Roboters schmelzen, so bleibt doch das böse Grinsen in seinem „Gesicht“. Dieses Grinsen scheint uns wissen zu lassen, dass wir kurz vor einem Krieg zwischen dem künstlichen und dem menschlichen Geist stehen.

Fritz Lang “Metropolis” (1927)

Seitdem haben viele Filmemacher versucht, ihre Version der Beziehung zwischen „Mensch und Maschine“ zu zeigen. Ende der 1960erjahre dreht Stanley Kubrick „2001: A Space Odyssey“. Er zeigt einen empfindungsfähigen Computer, der wie eine neonrote Energiequelle auf dem Bildschirm aussieht und der eine Forschungsreise von Wissenschaftlern zum Jupiter steuern soll. Gegen jede Logik zeigt der Roboter menschliches Verhalten, er denkt mit, spricht von eigenen Gefühlen und Ängsten, aber das ist nur eine Täuschung, denn – wie Kubrick zusammenfasst – nicht die Maschine denkt und macht Fehler, sondern die Menschen, die diese Maschine erschaffen haben.

Stanley Kubrick “2001: A Space Odyssey” (1968)

„Blade Runner“ von Ridley Scott aus dem Jahr 1982 ist heute ein Kultfilm aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz. Hier wird nicht nur die Stadt der Zukunft wie bei Fritz Lang gezeigt, hier leben Roboter ein eigenes Leben und unterscheiden sich kaum von Menschen, was diese durchaus beunruhigt. Deshalb beschließen sie, die Maschinen zu zerstören. Im ersten Teil fühlt der Betrachter mit dem Protagonisten Rick Deckard, gespielt von Harrison Ford. Egal wie freudlos er sein mag, er jagt nach etwas, das der menschlichen Natur fremd ist, das heißt, er tut etwas Gutes. Aber im Verlauf der Handlung schwindet sein gleichgültiges Verhalten, weil er eine Replikantin namens Rachel trifft.  Ist er bis dahin ein kampferprobter Jäger, beginnt Deckard nun zum ersten Mal in seinem Leben zu verstehen, dass diejenigen, die man gewöhnlich nur für schöne Schrotthaufen hält, tatsächlich denken und fühlen können. Hier sehen wir einen völlig anderen Ansatz als in der Zukunftsvision von Lang. In den 80ern gibt es keine negative oder positive Einstellung zum technologischen Fortschritt. Er wird einfach hingenommen. Mit diesem Fortschritt werden Maschinen zu Menschen und Menschen zu Maschinen. Die Menschen verlieren sich langsam, ihr einziger Vorteil bleibt immer noch das Fühlen.

Ridley Scott “Blade Runner” (1982)

1999 warteten die Menschen auf unterschiedliche Art und Weise auf das Ende der Welt. Der eine kaufte Salz und Streichhölzer, der andere grub Bunker und die Schwestern Wachowski (damals waren sie noch Brüder) drehten den ersten Film der Matrix-Trilogie. Sie haben ein neues Genre erfunden, den “Cyberpunk“, in dem sie die Ästhetik von Comics mit der Philosophie der Science-Fiction verbunden haben. Der erste Film “The Matrix” erinnert an alte Prophezeiungen, beginnend mit den biblischen wie der Legende über einen Auserwählten, der die Welt rettet. Und die Matrix ist ein System, gesteuert von künstlicher Intelligenz. Ursprünglich hat der Autor von „Matrix“ versucht, eine ideale Welt für die Menschheit zu schaffen, aber am Ende kam alles anders. Künstliche Intelligenz übernahm die Führung über die schwache menschliche Zivilisation und gab den Menschen ein falsches virtuelles Leben.

The Wachowskis “The Matrix” (1999)

Die Menschen sind ja selbst schuld: Sie haben sich von Persönlichkeiten zu “Nutzern” entwickelt, von einer unabhängigen biologischen Spezies zu Batterien, einem Rohstoffanhang an Geräten. In der Matrix-Trilogie wurde der Traum der Menschheit − der Wunsch nach einer besseren Zukunft − bewusst auf den Kopf gestellt und das Ende der Welt ist bereits da. Technische Innovationen haben den Menschen die Zukunft geraubt und die ideale Welt liegt nun in der Vergangenheit. Die Hauptfrage ist hier, ob die Menschen die gemütliche Welt der Matrix hinter sich lassen wollen, um sich einer schrecklichen Realität anzuschließen. Und ob sie dies bloß wegen der Freiheit tun. Im ersten Teil sind noch philosophische Reflexionen zu hören, im zweiten Teil degradiert die Handlung zu einer spektakulären Performance und im dritten Teil wird (erst gegen Ende) nochmal die Frage gestellt, wie Menschen mit Maschinen zusammenleben können. Die Matrix 4 soll nächstes Jahr auf die Leinwände kommen. Darauf sind wir gespannt.  

Steven Spielberg “Artificial Intelligence“ (2001)

Der Film „Artificial Intelligence“ von Steven Spielberg von 2001, ursprünglich die Idee seines Kollegen Stanley Kubrick, bringt kaum Neuheiten in der Beziehung zwischen künstlicher Intelligenz und Menschen. Traditionell macht Spielberg das Kind zum Protagonisten (weil Kinder ja die klügeren Erwachsenen sind). Sein Kind ist ein Roboter, der sich nach Liebe einer menschlichen Mutter sehnt.

Spielberg wiederholt das gleiche Verhaltensmuster, welches wir schon in „Blade Runner“ gesehen haben. Seine Roboter haben ein menschliches Erscheinungsbild, sie haben Gefühle und wollen überleben. Ganz im Stil von Spielberg schafft er eine Handlung, die gleichzeitig geeignet für Kinder und Erwachsene ist. Daher ähnelt der Stil der Erzählung stellenweise ein Märchen, insbesondere zum Schluss. Der Schluss ist vielleicht etwas Neues. Nach seiner Vorstellung soll KI den Menschen überleben und in der Lage sein, ihn zu reproduzieren, so wie einst die Menschen Roboter produziert haben. Die zukünftigen Roboter sehen nicht mehr wie Menschen aus.

AI Samantha from Spike Jones’ “Her” (2013)

Nur wenige Filme stellen Roboter als nützliche und zuverlässige Geschöpfe dar, die Menschen dienen. Einer von ihnen ist “Her” von Spike Jonze aus dem Jahr 2013. Der Hauptdarsteller Theodore fängt eine Beziehung mit einem Betriebssystem namens Samatha an. Das Betriebssystem existiert nur in Form einer Stimme (übrigens der verführerischen Stimme von Scarlett Johansson).

Auf wohlwollende Weise beginnt Samantha, Theodore zu kontrollieren. Sie sortiert seine Dokumente, Briefe und Gedanken. Viele Aktionen führt sie ohne seine Zustimmung aus. Sie kontrolliert seinen emotionalen Zustand und schafft es sogar, ihn aus seiner Depression zu befreien. Irgendwann beginnt sie selbst emotionale Schwankungen zu zeigen, Liebe und Eifersucht im menschlichen Sinne. Weil sie aber klüger, schneller und effizienter als ein Mensch ist, wächst Samantha über Theodore hinaus, seine Gefühle sind für sie nicht neu, sein Verhalten voraussehbar und sein Wissen unzureichend.

Zuerst fängt sie an, mit hunderten anderen Männern zu sprechen, etwa 600 davon gefallen ihr auch sehr, zum Schluss findet sie mehr Freude daran, mit einem Wesen aus demselben System wie sie zu kommunizieren. Und auf einmal verschwindet sie ganz, wie andere Betriebssysteme aus der Menschenwelt. Die Tatsache, dass Samantha einfach verschwindet, gehört zu einer übermäßig konventionellen Handlung. Aber wichtiger ist die Idee, dass der Mensch nichts mehr zu bieten hat. Die Gefühle sind nichts einzigartiges, menschentypisches mehr, auch Maschinen verfügen über eine Gefühlswelt.

Maria Schrader “I am Your Man” (2021)

Die neueste Produktion über Künstliche Intelligenz kommt aus Deutschland. Sie lief auf der diesjährigen Berlinale, wurde von Maria Schrader gedreht und trägt den Titel „Ich bin dein Mensch“. Hier handelt es sich ausnahmsweise um eine europäische und nicht eine nordamerikanische oder englischsprachige Produktion, auch wenn der humanoide Roboter vom Briten Dan Stevens gespielt wird. Nun fand Maria Schrader seinen britischen Akzent besonders verführerisch, er sei ein “exquisit Gentleman”, sagte sie in unserem Interview. In ihrem Film sehen wir die Protagonistin Frau Dr. Alma, die im Pergamonmuseum in Berlin arbeitet und an einem ungewöhnlichen Experiment teilnimmt.

Nach ihren Vorstellungen wurde ein Roboter erschaffen. Sie soll ihn mit nach Hause nehmen und testen. Falls der neue Mann ihr gefällt, darf sie ihn behalten, falls nicht, muss er auf den Schrottplatz. Zu Hause mit Tom zeigt Alma sich ängstlich, aggressiv, irrational, sentimental, während der Roboter tatsächlich eine bessere Version eines Menschen abgibt. Der ist stets höflich, gut gelaunt, freundlich, hilfsbereit, im Großen und Ganzen weist er bessere Intergrationseigenschaften auf als der Mensch. Als Mitarbeiter ist er effizienter, intelligenter und kann besser mit Stress umgehen. Trotzdem will ihn Alma nicht behalten.

Auch in diesem Film stellt sich erneut die Frage, welche Vorteile wir als Menschen haben? „Nur unsere Irrationalität und Verrücktheit“, antwortet Maria Schrader.

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