Es war eine lange Reise: Bis zur Verfilmung des berühmten Romans “On the Road” von Jack Kerouac dauerte es sechs Jahrzehnte. Von Marlon Brando und Jean-Luc Godard bis Brad Pitt haben Film-Profis diskutiert, ob sich eine Adaption des Werkes lohne.

1979 hat Francis Ford Coppola die Rechte für das Buch gekauft, jedoch hat er sich nicht getraut, den Roman auf die große Leinwand zu bringen. Fast 30 Jahre später arbeitete sein Sohn Roman Coppola zusammen mit dem brasilianischen Regisseur Walter Salles daran.

Die ultimative Bibel der „Beat-Generation“ beweist, immer noch nicht zum Verfilmen bestimmt zu sein. Wenn auch die Ansprüche von Salles hoch sind, und die Darsteller – darunter Kristen Stewart und Kirsten Dunst, Sam Riley, Garrett Hedlund und Viggo Mortensen – vorbildhaft, schafft er es nicht, nicht die Dramatik des Buches als mehr als bloß eine unendlich lange (fast zweieinhalbstündige) elegische Erzählung wiederzugeben.

Mitte der 1940er Jahre: Nach dem Tod seines Vaters geht der New Yorker Autor Sal Paradise – selbst Prototyp von Kerouac – auf eine Reise durch die US-Staaten. Als Begleitung nimmt er seinen Freund, den Ex-Sträfling Dean Moriarty und seine junge unbekümmerte Frau Marylou mit. Sie trampen, springen auf Güterzüge auf und fahren auf LKW-Pritschen, mit Bussen oder gestohlenen Autos von New York über Chicago, Denver, Kalifornien, New Orleans schließlich nach Mexiko.

Sie wollen ihre Freiheit ausleben, von den gesellschaftlichen Normen abweichen und greifen dabei zu allen möglichen Genussmitteln, ob Alkohol, Marihuana, oder Sex in allen Konstellationen. Dean vergnügt sich am liebsten mit beiden Geschlechtern. Manchmal verdient er damit auch sein Geld oder auch eine freie Autofahrt. Er lässt sich von seiner Frau scheiden, heiratet eine neue und bekommt mit ihr ein Kind. Seine familiären Veränderungen hindern ihn jedoch nicht, den Road-Trip fortzusetzen: ohne Frau und Kind, mit seiner Ex-Frau Marylou, die ihm freier und unbekümmerter erscheint.

Solche Abenteuer haben bekannterweise kein Happy-End. Auch Kerouac starb im Alter von nur 49 Jahren an den Folgen seines Alkoholkonsums. Dennoch verdient sein kurzes und mit vielen Ereignissen gefülltes Leben eine Hommage, die der Brasilianer mit gelungenen stimmungsvollen Bildern in nostalgischen Brauntönen, als Erinnerung an Kino der alten Zeiten auch schafft.

Jedoch lässt sich die Ziellosigkeit der abenteuergeladenen Reise trotz zahlreichen Sex- und Drogenkonsum-Szenen nicht verbergen. Wohl eine Belebung der Handlung folgt, wenn man Kristen Stewart in ihrer Rolle als Marylou in ungenierten Nacktszenen bewundert, was bei der europäischen Premiere des Filmes in Frankreich für kontroverse Diskussionen sorgte.

Die Bedeutung von On the Road liegt in seiner ungewöhnlich gelassenen Sprache, die das Buch einem großen Leserkreis zugänglich machte. Man kann hoffen, dass die elegische Erzählung von Walter Salles nun auch das Eis bricht und zahlreiche Verfilmungen nach sich zieht.

Im Kino: 04.10.2012
Unterwegs – Originaltitel: On the Road (Frankreich, USA, Großbritannien 2012)
Regie: Walter Salles
Mit: Garrett Hedlund, Sam Riley, Kristen Stewart, Kirsten Dunst, Viggo Mortensen
Länge: 124 Min | 137 Min (original version)

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