Es gibt Regisseure die nur alle vier bis fünf Jahre Filme auf die große Leinwand bringen, dennoch schaffen sie es, dabei ein wahres Erlebnis abzuliefern. Einer von ihnen ist der Italiener Giuseppe Tornatore. Sein jüngster Film „The Best Offer“ („Das höchste Gebot“) scheint auf den ersten Blick etwas altmodisch und langsam zu sein, dennoch trifft die vergängliche Nostalgie des Werkes genau den Puls unserer Zeit, denn es geht darin um zeitlose Themen wie Einsamkeit, Angst, Leidenschaft, Kontrollverlust sowie das ewige Streben nach dem Glück. Die Musik des berühmten Ennio Morricone vollendet den Film, in dem um Kunstraritäten geht und der selbst als genussvolles Juwel in Erinnerung bleibt.

Der 63-jährige Kunstexperte und Manager des Auktionshauses Virgil Oldman (Geoffrey Rush) hat sein Leben voll in Griff, denn die einzige Leidenschaft, der er sich voll widmet ist die feine Kunst. Mit seinem Kompagnon Billy (Donald Sutherland) führt er seine Geschäfte direkt vor seiner Kundschaft durch, indem er Meisterwerke, die zu einem zu niedrig eingeschätzten Preis bei Auktionen kauft und auf diese Art und Weise seine persönliche wertvolle Kunstsammlung ständig ergänzt.

Kunst ist wertvoll, aber kalt und so ist auch das Leben des Kunstexperten, der keine Freundschaften pflegt, nie eine Herzensd hatte und der wegen seiner Kontaktphobie nie sein Haus ohne Handschuhe verlässt, die er auch beim Essen nicht ablegt. Sein sorgloses und komfortables Leben aber wird eines Tages von der reichen und mysteriösen Erbin Claire gestört. Claire will, dass der renommierte Experte den Nachlass ihrer Eltern schätzt, möchte dabei aber unsichtbar bleiben. Sie leidet unter Agoraphobie und hat seit 15 Jahren ihr Haus nicht verlassen. Der alternde Mann ist von der jungen Frau fasziniert. Vor allem nachdem er einmal beobachtet, wie Claire ihr Versteck verlässt, ist er von ihrer Jugend und ihrer Schönheit überwältigt. Langsam entsteht eine zerbrechliche emotionale Bindung zwischen ihm und Claire.Der in Herzensangelegenheiten unerfahrene Mann beginnt zu glauben, die größte Liebe seines Lebens gefunden zu haben bis sein Schicksal ihm eine andere Überraschung bereitet.

Tornatore drehte seinen Film in Wien und arbeitete dabei mit einem internationalen Cast. In der Hauptrolle glänzt der Australier Geoffrey Rush („King’s Speech“). Ihm zur Seite steht die Niederländerin Sylvia Hoeks in der Rolle von Claire. Die Produktion ist aufwändig und geschmackvoll: alte Meisterwerke, wertvolle Einrichtungen sowie Kostüme, die zur edlen visuellen Gestaltung beitragen. Für machen Zuschauer mag die Handlung an manchen Stellen etwas schleppend scheinen. Der Schnitt ist langsam, so wie auch die musikalischen Kompositionen von Morricone. Allerdings bereiten unerwartete Handlungsdrehungen Elemente eines raffinierten Thrillers vor, die sich wie ein Puzzle nach und nach zusammenfügen. In der Langsamkeit erkennt man ebenfalls die Absicht des Regisseurs, der uns durch seinen Film wie durch eine klassische Kunstsammlung führt, in der jedes einzelne Werk sich zur bequemen Betrachtung eignet und, wie eben jedes einzelne Bild, zum Genuss einlädt.

The Best Offer

im Kino: 21. März, 2013
Italien 2012
Regie: Giuseppe Tornatore
Mit: Geoffrey Rush, Jim Sturgess, Sylvia Hoeks
Länge: 131 Min.

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