Seit langem hat Steven Soderbergh mit den Gedanken gespielt, eine Pause vom großen Kino zu nehmen, sich zurückzuziehen und der Malerei zu widmen. Endlich will er sein Versprechen halten und setzt mit seinem jüngsten Film „Side Effects“ einen Schlusspunkt. Dabei scheint sein ‚letztes‘ Werk alle seine thematischen Highlights in sich zu vereinen. In den letzten Jahren hat sich Soderbergh gerne dem Thema des modernen Glaubens – der Medizin – gewidmet. In seiner Arbeit „Contagion“ untersuchte er neulich die unausweichlichen Auswirkungen einer Virus-Epidemie und spielte mit dem Thema der möglichen Vernichtung der Menschheit.

In „Side Effects“ spricht er ein weiteres in unserer westlichen Gesellschaft verbreitetes Thema aus der Welt der Medizin an,nämlich psychische Krankheiten und ihre Behandlung. Vor allem in den USA ist das „Einwerfen“ von Psychopharmaka verbreitet und gehört zu alltäglichen Aktivitäten, vielleicht schon vergleichbar der Nahrungsaufnahme, Schlaf und täglicher Pflege. Nun will Soderbergh über Folgen dieser „schlechten Angewohnheiten“ aufklären. Dabei tarnt er seine Belehrung natürlich in Form von Unterhaltung und schafft einen Thriller voller Spannung. Diejenige, die auf den Überraschungseffekt setzen, sollen bitte hier mit Lesen aufhören und die Lektüre erst nach dem Kinobesuch fortsetzten. Für die Neugierigen gibt es die Einführung in den Inhalt:

Martin (Channing Tatum) und Emily (Rooney Mara) sind jung, reich und verheiratet. Sie haben alles, was man sich als gesellschaftliche Status-Symbole wünscht – schickes Auto, schönes Haus, teure Segelyacht. Doch eines Tages wird Martin wegen Insiderhandels festgenommen und Emily fällt zurück auf den Boden der Realität. Sie zieht in eine kleine Wohnung in Manhattan um, sucht sich einen Job und beginnt aber an einer zunächst noch leichten Depression zu leiden.

Ihre Psychologin heißt Dr. Victoria Siebert (Catherine Zeta-Jones) und ist eine clevere und geschickte Dame, die ihr eigenes Leben im Griff hat und für den längst erreichten Wohlstand keinen Mann braucht. Mit Emily versteht sie sich blendend und heckt einen gefährlichen Plan aus. Zuerst soll Emily sich über die Entlassung ihres Mannes aus dem Gefängnis freuen, aber dennoch vorgeben, an einer ausgeprägten Depression zu leiden. Danach sucht die junge Ehefrau einen weiteren Psychologen, Dr. Jonathan Banks (Jude Law) auf, der sie mit Medikamenten versorgt, welche wohl einen ungewöhnlichen „Side-Effect“ zeigen. Ab hier fängt für alle Protagonisten eine ungewöhnliche Reise an, die für manche im Tod oder der Festnahme und für andere in der Rettung und Rückkehr zur Normalität endet.

Bereits vor 12 Jahren zeigte der US-Regisseur in seinem Triller „Traffic“, die Schattenseite der amerikanischen Drogenpolitik. In seinem neuen Werk setzt er auf die üblichen Elemente eines klassischen Thrillers, um dieses aktuelle politische Thema anzusprechen. Und wenn der Film schon nicht dunklen Hitchcock-Szenen darbietet, zeigt er auf jeden Fall spannende Perspektiven und einkalkulierte Momente, die für gelungene Unterhaltung sorgen. Alles in allem schafft Soderbergh einen durchaus würdigen Abschluss auf der großen Leinwand.

Side Effects

im Kino: 25. April 2013
USA 2013
Regie: Steven Soderbergh
Mit: Rooney Mara, Channing Tatum, Jude Law, Catherine Zeta-Jones
Länge: 106 Min.

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