Als der koreanische Kultregisseur Kim Ki-Duk letztes Jahr einen Dokumentarfilm mit dem Titel „Arirang“ über seine künstlerische Blockade drehte, dachten seine Fans, dass der Meister sich vom Filmemachen oder sogar fast von seinem Leben verabschieden wolle. Kaum ein Jahr später beendet er bereits seinen nächsten und insgesamt 18. Film. Man glaubt, dass der Film „Pieta“ von einer mysteriösen Mutter-Sohn-Beziehung handelt. Durch die die Normalität überschreitenden Ereignisse erinnert er an eine Mischung aus Psychothriller und Horrorfilm. Doch die Horror-Elemente des Filmes spiegeln die Realität der heutigen asiatischen Gesellschaft wieder, auch wenn manche europäische Zuschauer dies nicht glauben können.

Nach Aussagen des Regisseurs befinden sich seine Landsleute in einer extrem wettbewerbsorientierten Gesellschaft, in der das kapitalistische System derartige Formen annimmt, in der ein Menschenleben keinen Wert mehr hat und allein das Vorhandensein von Geld die Existenz sichert. Deshalb scheiterte auch die ursprüngliche Idee des Regisseurs, sein neues Werk in Europa mit europäischen Schauspielern zu drehen, weil nur asiatischen Kreative sich als fähig erwiesen, diesen schweren Brocken authentisch und realitätsnah umzusetzen. Ihre Leistung fand Anerkennung bei der renommierten Jury des Internationalen Filmfestival in Venedig, die dem Film die höchste Nominierung – den Goldenen Löwen für den besten Film – verlieh.

Im Ghetto von Seoul in einem Arbeiterviertel herrschen Gewalt und Unberechenbarkeit. Ein Geldeintreiber namens Gang-Do (Lee Jung-Jin) geht jeden Tag auf seiner Jagd, um fleißigen Kleinunternehmen die letzten Verdienste skrupellos abzunehmen. Er kennt dabei keine Gnade. Kann der Handwerker seine Schulden nicht begleichen, nimmt er ihm zuerst das kostbarste – seine Hände – und somit später auch sein Leben. Dabei ist Gang-Do selbst ein sehr trübe und unglückliches Wesen, dessen Alltag von täglicher Gewalt, einer tristen Existenz – Kochen undSchlafen – sowie nächtlicher Masturbation beherrscht ist. Eines Tages tritt eine Frau namens Min-So (Jo Min-Su) in sein Leben und behauptet, seine Mutter zu sein, die ihn als Kind verließ. Gang-Do versucht zuerst, die Frau mit Gewalt zu vertreiben, danach stellt er sie auf die Probe und nachdem sie alle seine Prüfungen besteht, verliert er sich in bedingungsloser Liebe zu dieser Frau, seiner vermeintlichen Mutter, die doch zum Schluss ihren rachsüchtigen Plan offenbart und den Untergang des Protagonisten einleitet.

Diese raue Geschichte liegt seinem Filmemacher sehr am Herzen. Auch er war als Kind im gleichen Arbeiterviertel tätig und hat ähnliche Geschichten beobachtet. Außerdem wollte der Koreaner seinen Beitrag zu den aktuellen Themen wie Wirtschaftskrise und Kapitalismus leisten, eben in einer asiatischen Variante. Und dies ist Kim Ki-Duk ohne weiteres gelungen, das sicher nicht nur bei seinen Fans, sondern auch allgemeinem Zuschauer eine Anerkennung findet.

Im Kino: 08.11.2012
Regie: Kim Ki-Duk
Mit: Lee Jung-Jin, Jo Min-Su
Korea 2012, 104 Min.

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