Die Filmfestspiele in Cannes sorgten im Juli für Aufbruchsstimmung. Das Kino lebt trotz der Pandemie und mit ihm bleibt die Tradition der Filmfestivals aufrechterhalten. Aufgrund der Terminverschiebung des Cannes-Filmfestivals gestaltete sich der Sommer jedoch etwas hektisch. Nach Cannes begannen die Filmfestspiele in Locarno. Am 1. September wird nun in Venedig das älteste Filmfestival der Welt mit dem Film „Parallel Mothers“ von Pedro Almodovar eröffnet. Der Spanier nutzte die Quarantänezeit für ein erstaunlich kreatives Projekt. Nachdem er sich von einer Corona-Infektion erholt hatte, präsentierte er bei den letzten Filmfestspielen von Venedig den Kurzfilm “The Human Voice” mit Tilda Swinton in der Titelrolle. Für die 78. Festivalausgabe gelang es ihm, einen Spielfilm mit Penelope Cruz zu drehen. Darin geht es um eine Frau mittleren Alters, die versehentlich von einem Mann schwanger wird, der das Kind nicht will.

MADRES PARALLELAS by Pedro Almodovar, Credits: El Deseo D.A. S.L.U.

Außerhalb des Wettbewerbs wird der lang erwartete Film “Dune” von Denis Villeneuve mit Timothée Chalamet, Zendaya, Rebecca Ferguson, Jason Momoa, Oscar Isaac, Charlotte Rampling und Stellan Skarsgard gezeigt. Der Film war ursprünglich für Dezember 2020 geplant, bevor sein Start aufgrund der Corona-Pandemie um ein Jahr verschoben wurde. Diese neueste Adaption von Frank Herberts Science-Fiction-Epos spielt weit in der Zukunft, in einer intergalaktischen Gesellschaft, in der mächtige Häuser um die Kontrolle über Ressourcen und planetare Macht kämpfen. Das 1965 erschienene Buch galt schon damals als wegweisend, vor allem wegen seiner einzigartigen Zukunftsdarstellung, die schon damals Fragen des Umweltschutzes und der Geschlechterdynamik aufwarf. Außerdem wird außer Konkurrenz “The Last Duel” von Sir Ridley Scott mit Matt Damon, Ben Affleck und Adam Driver präsentiert. David Gordon Green drehte mit Jamie Lee Curtis eine weitere postmoderne Version des Horror-Franchise “Halloween Kills”; und Edgar Wright zeigt schon seinen zweiten Film innerhalb eines Jahres. Nach der Dokumentation über die Musikband „Sparks“ hat er endlich die Arbeit an der Komödie „Last Night in Soho“ mit Anya Taylor-Joy beendet.

Dune by Denis Villeneueve Credits: La Biennale di Venezia

Um den Hauptpreis, den Goldenen Löwen konkurrieren die Neuseeländerin Jane Campion mit “The Power of the Dog” (mit Elisabeth Moss, Benedict Cumberbatch und Kirsten Dunst), der legendäre Vertreter von New Hollywood Paul Schrader mit “Card Counter“ (mit Oscar Isaac, Willem Dafoe und Tye Sheridan), die der Cannes-Jurymitglied Maggie Gyllenhall mit ihrem Spielfilmdebüt als Regisseurin von „The Lost Daughter“ (mit Olivia Colman und Ed Harris), der Gewinner des letztjährigen Grand-Prix Michel Franco mit „Sundown“ (mit Tim Roth, Charlotte Gainsbourg ) und der Chilene Pablo Larrain mit seinem gefeierten Drama „Spencer“ über Prinzessin Diana, in dem die Hauptrolle Kristen Stewart übernommen hat.

“Spencer” by Pablo Larrain, Credits: La Biennale di Venezia

Wer sich für weniger populäre Namen interessiert, wird wahrscheinlich von „Mona Lisa and the Blood Moon“ begeistert sein, inszeniert von der amerikanisch-iranischen Filmregisseurin Ana Lily Amirpour mit Kate Hudson und der koreanischen Schauspielerin Jung Jong-seo, bekannt durch den Thriller „Burning “ in den Hauptrollen; oder von „Box“ des venezolanischen Golden-Löwen-Preisträgers Lorenzo Vigas und „The Hole“ des italienischen Experimentators Michelangelo Frammartino. Zweifellos freut sich der Zuschauer auf den von Netflix produzierten Film „The Hand of God“ von dem mit Oscar ausgezeichneten italienischen Filmemacher Paolo Sorrentino und mit Toni Servillo in der Hauptrolle. Und das ist nur die Spitze der Liste. Wie immer bietet das Hauptprogramm eine Vielzahl neuer Namen und faszinierender Titel, von denen einige sicherlich angenehme Überraschungen bringen werden. Wer schließlich den Goldenen Löwen erhalten wird, entscheidet am 11. September eine Jury unter dem Vorsitz des koreanischen Filmregisseurs Bong Joon-ho, Gewinner der Palme d’Or und eines Oscars.

“The Hand of God” by Paolo Sorrentino, Credits: Netflix

Insgesamt werden 4.000 Zuschauer zum diesjährigen Festival zugelassen. Die Kontrollverfahren bleiben die gleichen wie im letzten Jahr, was bedeutet, dass die Tickets online und im Voraus gebucht werden müssen. Aber der Grüne Pass wird eine neue Voraussetzung sein. Nur Besucher mit diesem Pass, der bestätigt, dass eine Person entweder gegen COVID-19 geimpft oder frei von einer Infektion ist, darf das Filmfestival besuchen.

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